Was ist der Unterschied zwischen Optionen und Optionsscheinen?

Wenn man Beiträge in Daytrading Foren und sozialen Medien liest stellt man fest, dass die Begriffe "Option" und "Optionsschein" gerne synonym verwendet werden. Vielen Einsteigern ins Trading ist nicht klar, dass es sich hierbei um zwei völlig verschiedene Handelsinstrumente mit ganz anderen Merkmalen handelt. Da das Verständnis dieses Konzepts sehr wichtig ist, habe ich in diesem Artikel die Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufgeführt.

Sowohl Optionen als auch Optionsscheine gibt es als Call und Put. Ein Call bedeutet für den Käufer das Recht, ein bestimmtes Instrument, zum Beispiel eine Aktie (das sogenannte Underlying oder den Basiswert), bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu einem festgelegten Kurs zu kaufen. Die Betonung liegt hierbei auf "Recht", es besteht keine Pflicht, dies zu tun. Das Underlying kann der Wert eines Aktienindex, Rohstoffe (Gold, Silber, Öl,...) und viele andere Dinge sein. Bei Optionen nennt man den festgelegten Preis "Strike". Ein Put gibt dem Käufer das Recht zum Verkauf zu einem festgelegten Kurs.

Ein Beispiel dazu: Heute ist der 05.05.2017, die Aktie XYZ steht bei 100 Euro. Sie kaufen einen Optionsschein mit der Laufzeit 15.10.2017 auf die Aktie XYZ, Basispreis 115 Euro. Für den Schein zahlen Sie an der Börse 5 Euro. Dieser gibt Ihnen das Recht, die Aktie XYZ bis 15.10.17 für 115€ das Stück zu kaufen. Wenn die Aktie am 15.10.17 bei 150 Euro steht, dann werden Sie Ihr Kaufrecht ausüben. Sie bekommen die Aktien zu 115 und können sie sofort für 150€ / Stück verkaufen. Sie verdienen also 150€ - 115€ Ausübungspreis - 5€ Kaufpreis Optionsschein = 30€ pro Aktie. Fällt die Aktie aber auf 90€, so werden Sie auf Ihr Kaufrecht verzichten und der Optionsschein verfällt wertlos. Ihre 5€ Kaufpreis sind damit verloren.

Bei einem Put Optionsschein erwerben Sie sich das Recht, eine Aktie bis zu einem bestimmten Termin zu einem festgelegten Kurs zu verkaufen. Steht XYZ heute bei 150€ und befindet sich in Ihrem Depot, kaufen Sie zum Beispiel einen Put Schein zum Basispreis von 115. Fällt die Aktie auf 100€, so üben Sie Ihr Recht aus und verkaufen die Papiere zu 115. Sie sind also gegen einen Kursverfall nach unten abgesichert und zahlen dafür eine Prämie, den Kaufpreis des Optionsscheins.

Der Preis der Optionsscheine ändert sich, je nachdem wie nah der Kurs der Aktie am Basispreis des Scheins ist. Wenn sich der Kurs der Aktie (des sogenannten Underlyings oder Basiswerts) bei einem Call nach oben entwickelt und an den Basispreis herankommt, so steigt der Kurs des Optionsscheins. Der Kurs des Scheins hängt also von einem anderen Wert ab und wird daher "Derivat" genannt. Ihr Recht einen Put oder Call auszuüben wird mit der Zeit immer weniger wert, direkt vor dem Verfallstag ist es kaum noch etwas wert. Deswegen verliert ein Optionsschein mit der Zeit immer mehr an Wert, der Kurs sinkt. Dies nennt man Zeitwertverfall.

Call Put
Kurs der Aktie steigt Wert steigt Wert sinkt
Kurs der Aktie sinkt Wert sinkt Wert steigt

Dies gilt alles auch für Optionen, aber damit enden die Gemeinsamkeiten. Auch wenn beide Begriffe recht ähnlich klingen, so gibt es doch sehr wesentliche Unterschiede. Bei den Scheinen können Sie den Call oder Put nur kaufen, er wird von einer Bank herausgegeben. Der sogenannte Emittent ist die Gegenpartei, die Aktien liefern oder abnehmen muss. Geht die Bank pleite, so haben Sie Pech, Ihr Geld ist im schlimmsten Fall komplett verloren. Optionen hingegen werden an einer Optionsbörse (zum Beispiel der EUREX) gehandelt, diese ist Ihre Gegenpartei. Die Geschäfte sind durch hinterlegtes Geld (die sogenannte Marginleistung) abgesichert. In der Bankenkrise hat man gesehen, dass das Risiko einer Bankenpleite sehr real ist.

Der nächste Unterschied ist in der Kursstellung zu finden. Ein Optionsschein wird vom Emittenten bepreist, er kann das in völlig beliebigen Abständen tun. Es war zu beobachten, dass bei sich schnell bewegenden Märkten die Scheine sehr unfair bepreist wurden. Wenn kein Kurs gestellt wird, so kann der Schein nicht verkauft werden. Bei einer Option wird hingegen mindestens einmal pro Tag ein Kurs von der Börse gestellt, in der Regel wird das viel häufiger gemacht. Bei Optionsscheinen ist darüber hinaus oft noch eine Ausweitung des Spreads (Differenz von An- und Verkaufskurs) bei hoher Volatilität zu beobachten.

Eine weitere Unterscheidung findet sich in der Standardisierung. Die emittierende Bank ist völlig frei in der Gestaltung der Optionsscheinbedingungen. Sie kann den Schein zum Beispiel auf 34 Aktien beziehen, ihn am 17.ten des Folgemonats bei einem Basispreis von 112,78€ auslaufen lassen. Theoretisch müssen Sie also jedes Mal alle Optionsbedingungen lesen, dies können viele Dutzend oder sogar hunderte Seiten im Ausgabeprospekt sein. Optionen hingegen sind standardisiert, sie beziehen sich immer auf 100 Aktien und laufen immer an bestimmten festgelegten Tagen aus. Die Vergleichbarkeit und alle Berechnungen werden damit deutlich vereinfacht, die Beschreibung einer Option passt dadurch in eine Textzeile.

Optionsstrategien

Kommen wir nun zum Hauptargument für Optionen, der Möglichkeit, komplett andere Strategien als mit Optionsscheinen zu handeln. Diese geben sowohl dem Daytrader als auch dem Investor ein mächtiges Werkzeug an die Hand. Dieses Thema können wir hier in diesem Artikel nur kurz skizzieren, in einer eigenen Artikelserie werden wir das noch viel ausführlicher tun.

Ein Optionsschein, sei es ein Call oder ein Put, kann immer nur gekauft werden. Der Herausgeber ist eine Bank oder ein Wertpapierhaus. Dies nennt man Long Call oder Long Put. Damit setzen Sie auf steigende oder fallende Kurse, die Prämie in Form des Kaufpreises des Optionsscheins nimmt immer der Emittent ein. Eine Option hingegen kann jeder Marktteilnehmer herausgeben, dies nennt man Short Call oder Short Put. Wenn Sie das tun, so steht Ihnen die Optionsprämie zu. Die nennt man "eine Option schreiben", Sie werden damit zum sogenannten "Stillhalter". Vielleicht haben Sie in der Presse ja schon mal den Begriff "Stillhaltergeschäft" gelesen. Warum aber sollten Sie das tun?

Kommen wir auf unser Long Call Beispiel von oben mit einem Optionsschein zurück. Sie kaufen den Schein mit Basispreis 115 während die Aktie auf 100 steht. Sollte der Aktienpreis sinken, so verlieren Sie Ihre Prämie. Sie verlieren sie aber auch, wenn die Aktie in der Laufzeit des Scheins nur auf 114 steigt oder wenn sie sich gar nicht bewegt und bei 100 bleibt. Sind Sie aber der Herausgeber einer Option (im Beispiel haben Sie also einen Short Call), so gewinnen Sie in den genannten Fällen die Prämieneinnahme. Nur wenn die Aktie über 115 steigt, müssen Sie diese liefern. Falls Sie sie schon im Depot haben, nennt man diese Strategie Covered Call Writing. Wir haben sie im verlinkten Artikel detailliert beschrieben. Der Zweck ist es, mit Aktien in einem bestehenden Portfolio laufende Einnahmen zu generieren.

Call Put
Long Sie haben das Recht, das Underlying zu einem festgelegten Preis zu kaufen und zahlen dafür die Optionsprämie Sie haben das Recht, das Underlying zu einem festgelegten Preis zu verkaufen und zahlen dafür die Optionsprämie
Short Sie geben jemand das Recht, das Underlying zu einem festgelegten Preis von Ihnen zu kaufen und erhalten dafür die Optionsprämie Sie geben jemand das Recht, das Underlying zu einem festgelegten Preis an Sie zu verkaufen und erhalten dafür die Optionsprämie


Mit Kombinationen von Short und Long Optionen und verschiedenen Laufzeiten und Basispreisen kann man eine Vielzahl von Strategien für jede Marktlage erzeugen. So kann man zum Beispiel auf hohe oder niedrige Volatilität spekulieren, ohne eine Richtungsaussage zum Markt treffen zu müssen. Weiterhin kann man Szenarien abdecken, die mit einfachen Optionsscheinen nicht möglich sind: "Ich denke, dass die Aktie xyz in diesem Jahr nicht mehr unter 100 Euro fallen wird". Steigt der Kurs, sinkt er nur leicht oder bleibt er gleich, verdienen Sie Geld. Der Nachteil ist, dass die Berechnung dieser Szenarien für Einsteiger oft sehr komplex ist. Allerdings gibt es viele gute Tools, die einem bei der Berechnung helfen und die Chancen und Risiken ausrechnen.

Zusammenfassung

In der folgenden Tabelle fassen wir die oben genannten Kriterien nochmals kurz zusammen.

Optionsschein Option
Herausgeber Emittent (zum Beispiel Bank) Jeder Marktteilnehmer
Emittentenrisiko Volles Risiko bei Pleite des Emittenten Keines, Geschäfte sind abgesichert
Kursstellung In Verantwortung des Emittenten Optionsbörse
Standardisierung Keine Bedingungen festgelegt, standardisierte Mengen und Termine
Strategien Nur Long Call oder Long Put Long Call / Short Call und Long Put / Short Put. Dazu komplexe Kombinationen


Bleibt noch die Frage zu klären, was man als Daytrader oder kurzfristiger Spekulant handeln sollte. Ich persönlich handle ausschließlich Optionen, niemals Optionsscheine. Die wichtigsten beiden Gründe dafür sind die Fairness und Häufigkeit der Kursstellung und die Auswahl an möglichen Strategien. Sowohl für das Daytrading als auch für längerfristige Handelsideen kann ich mir mit Optionen eine Strategie maßschneidern.

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